Diese Webseite dient der Sammlung und Praesentation aller erreichbaren
Informationen ueber das 17. Missouri-Freiwilligen. Dieses Regiment
war
auch bekannt als die "Westlichen Turner-Schuetzen", analog zum
"Turner-Schuetzen" Regiment 20th New York im Osten (siehe die
nachstehende kurze Regimentsgeschichte).
Wir suchen staendig Fotografien, Briefe, Tagebuecher, Zeitungsartikel
und Gegenstaende aus dem persoenlichen Besitz von Mitgliedern dieses
Regiments. Ziel ist die Anlage eines Archivs ueber das Regiment und
die
Maenner, die in ihm dienten sowie eine Regimentsgeschichte. Wir sammeln
auch Spenden, die fuer die Restauration der Nationalfahne des Regiments
verwendet werden sollen. Diese steht zur Zeit zusammengerollt im
Staatsmuseum von Missouri in Jefferson City.
Der Rest dieser Webseiten ist in amerikanischem Englisch geschrieben.
Wichtigster Teil ist die Geschichte der "Western Turner Rifles",
geschrieben von Phillip R. Hinderberger, Major USMCR. Sein Vorfahr
Christian Hinderberger war Sergeant bei den Siebzehnern.
Eine Liste von Weblinks findet sich nachstehend. Darunter ist eine
Webseite mit _Briefen_ eines Soldaten des 17., die in den dreissiger
Jahren in einer Zeitung erschienen.
Eine _Bibliographie_ mit Hinweisen auf Buecher, Papiere und Archivalien
Kurze Geschichte des Turner-Schuetzenregiments (W.Hochbruck)
Das 17th MO Regiment Volunteer Infantry wurde im August/September 1861
in St. Louis unter dem Kommando. des Lt.Col. (später Col.) Franz
Hassendeubel aufgestellt. Hassendeubel, ein Stadtbauingenieur, war
Major des 3rd MO
gewesen; eine Reihe Soldaten des ausgemusterten 3rd wechselte mit ihm
zu
dem neuen Regiment, das als "Western Turner Rifles" bekannt werden
sollte. Zu diesem Regiment stiessen Gruppen deutscher
Turnvereinsmitglieder aus MO, IN, IA und sogar aus PA und NY. Einige
der
Offiziere des Regiments wie der Adjutant F. Leser und der Major Franz
Wilhelmi waren nachweislich Achtundvierziger; die Alterstruktur des
Regiments (viele 20jährige, aber auch viele Mittdreissiger und
40jährige) lässt vermuten, dass sich unter den Mannschaften
weitere
Veteranen und Sympathisanten der Revolutionen von 1848/9 befanden.
Das 17. MO gehörte zur "German Light Brigade" des Colonel (später
Maj.Gen.) Peter Joseph Osterhaus aus Koblenz, ebenfalls ein 48er. In
der
gleichen Brigade waren 1862 das 3rd und 12th MO, zeitweise die 4th
MO
Cavalry und die Batterie von Cpt. Clemens Landgräber zusammengefasst.
Diese Brigade kämpfte bei Pea Ridge und in der Helena-Kampagne,
bei
Arkansas Post und in der Belagerung von Vicksburg (wo Col. Hassendeubel
fiel), bei Osterhaus' Marsch zur Verstärkung von Grant vor Chattanooga
und beim Sturm auf Missionary Ridge, bei Ringgold Gap und zuletzt unter
dem Kdo. von Colonel Hugo Wangelin bei Shermans Vormarsch auf Atlanta.
Im September 1864 wurden die Veteranen der 3., 12. und 17. Regimenter
ausgemustert; sie hatten ihren Anteil am Sieg der Union geleistet.
Eine
kleinere Gruppe von Laengerdienenden und spaeter eingemusterten Rekruten
diente noch weiter. Sie wurden nach dem Marsch durch Georgia dem 15.
MO
zugeteilt.
Einige der im September Ausgemusterten schlossen sich zur Verteidigung
Missouris gegen Prices Raid im Oktober 1864 dem 41. MO (Col. Joseph
Weydemeyer) an;und einige Männer des 17. hatten im Sommer 1863
bei der Aufstellung der
1st MS Inf. (später 51st USCT) als Offiziere zu diesem
und anderen Regimentern der U.S. Colored Troops gewechselt.
Das 17. MO ist eine typische ethnisch deutsche Einheit des ersten
Kriegsjahres, als sich viele Einwanderer und Flüchtlinge oder
ihre
Nachfahren zum Dienst in der Unionsarmee freiwillig meldeten. Gerade
im
Westen wurden diese Deutschen als "nigger lovers" gehasst -- einige
Männer des 17. bezahlten bei dem Gefecht von Whitney's Lane im
Mai 1862,
als zwei Kompanien des Regiments beim Fouragieren (Beschaffung
von
Lebensmitteln in der Umgebung) von konföderierter Kavallerie angegriffen
wurden, dafür mit dem Leben: Verwundete, die nicht mehr laufen
oder von
ihren Kameraden geborgen werden konnten, wurden von den Rebellen
niedergemacht.
Im Unterschied zur durchschnittlichen deutschen Erfahrungswelt des
Bürgerkriegs und gerade zu der fremdenfeindlichen Haltung vieler
Kommandeure in der Army of the Potomac, die die "Dutch" gerne als
Sündenböcke für die eigene Unfähigkeit hinstellten,
galt die
Osterhaus-Brigade schon seit dem Sieg bei Pea Ridge, wo das 3., 12,
und
17. mit dem 2. und 15. MO und den halb-deutschen IL Regimentern 36
und
44 den entscheidenden Angriff geführt hatte, als hart kämpfende
und
erfolgreiche Truppe. Kommandierende Generäle wie McClernand bei
Arkansas
Post, McPherson bei der Einschließung von Vicksburg, Grant bei
Missionary Ridge und Sherman vor Atlanta waren froh, wenn sie Osterhaus'
Leute unter den ihnen unterstellten Verbänden hatten. Bei Arkansas
Post
und Vicksburg wurden ihnen wichtige Aufgaben bei Sturmangriffen
übertragen; in den Kämpfen um Vicksburg erhielt Landgräber
den
Spitznamen "The Flying Dutchman" für die halsbrecherischen Aktionen
seiner Batterie, die immer wieder in exponierter Position der Infanterie
Feuerdeckung für Vorstöße oder Rückzüge gab.
Nach der Niederlage bei
Chickamauga wurde die Osterhaus-Division ausgesucht und nach Chattanooga
geschickt, am Missionary Ridge machte die Brigade (unter dem Kdo. von
Col.Woods) alleine fast zweitausend Gefangene und in der Atlanta-Kampagne
kämpften die alten MO-Regimenter mit besonderer Auszeichnung bei
Resaca
und an der Ezra Church.
Nur ein einziges Mal musste die ursprüngliche Osterhaus-Brigade
eine
Niederlage einstecken: Bei Ringgold, am Tag nach Missionary Ridge,
gelang es Konföderierten unter Cleburne, den Rückzug der
Reste von
Braggs Armee gegen die Brigade zu decken. Kommandierender Unions-General
war ausgerechnet Joe Hooker. Dieser schickte seine Infanterie ohne
die
Feuerunterstützung der Batterien Wölfle und Landgräber
vor.
Die Männer des 17. MO waren keine besonderen Helden oder Mustersoldaten.
Es gab auch hier Deserteure und nicht alle Männer waren wirklich
Freiwillige: auch hier dienten Einsteher. Wie in fast allen Einheiten
sterben auch
beim 17.mehr Männer an Krankheiten als an Kriegseinwirkungen.
Die vielen Turner
in den Reihen und die Präsenz von 48ern weisen aber auf eine entschiedene
politische
Identifikation mit denKriegszielen der Union hin, wobei die Befreiung
der Sklaven für die
Deutschen gerade im Westen schon 1861 eine größere Rolle
spielte, was
durch die späteren positiven Kontakte zu den U.S. Colored Troops
unterstrichen wird.
W.Hochbruck
Universitaet Stuttgart, Abt. Amerikanistik
D-70174 Stuttgart, Germany
wolfgang.hochbruck@po.uni-stuttgart.de